Es liegen knapp 6 Wochen Australien hinter uns und wir haben so viel erlebt, durchlebt, erfahren und gesehen, dass ich mich schon vorab entschuldigen möchte, wenn es diesmal viel Text und viele Bilder sind. Wer also darauf grad keinen Nerv hat, der kann ja diesen Eintrag überspringen.. Aber ich würde ihn lesen 😉
Unsere Reise mit dem Camper ging von den Blue Mountains weiter durch The Hinterland (Das Landesinnere) zum Grampians Nationalpark. Eine absolute Empfehlung by the way… Berge zum Wandern, hohe Wasserfälle, die herunterbrechen und schöne Aussichten erwarteten uns. Natürlich ließen wir uns nicht lumpen und erkundeten die Region.
In diesen Zeitraum vielen auch die Osterfeiertage, welche in Australien übertrieben groß gefeiert werden. Besonders schön war, welch zwischenmenschliche Begegnungen wir in der Zeit hatten. Am Karfreitag gab es auf dem Campingplatz für alle Bewohner die typischen Buns (Zimt- oder Schokosemmeln) in der Campküche, auf die wir eingeladen wurden. Am Ostersonntag verteilten ein paar alte Ladys and Gents selbstgemachte Hamburger mit Coleslaw am Spielplatz. Der Osterhase kam natürlich auch zu uns nach Australien. Rund um den Camper verteilte er die kleinen und großen Ostereier. Die Kinder waren on fire und freuten sich wie in Deutschland über den besonderen Gast.
Wie auch schon in der Zeit vor den Grampians waren wir auch die kommenden Wochen auf der Suche nach dem Internet. Sobald wir einen größeren Ort nur minimal verlassen hatten, brach die Verbindung ab. Wir hatten zwar eine australische Sim-Karte, aber auch diese befand sich out of order. So erhaschten wir immer wieder aufs Neue kurze Internetverbindungen, die allerdings nur bedingt Kontakt zu unseren Liebsten zuhause zuließ. In einer Zeit in der man immer alles online recherchieren, Dinge buchen oder schnellen Kontakt nach Hause haben kann, war es zu Beginn wirklich ein merkwürdiges Gefühl, so planlos zu sein. Doch auch an diesen Zustand gewöhnten wir uns schnell. Zum Glück hatten wir unsere App WikiCamp Australia, welche alle Campingplätze verzeichnet hatte – auch offline!
Wir hatten ein paar witzige Begebenheiten auf der Reise:
#1 Wir haben uns ausgesperrt
Zum Frühstück saßen wir vor dem Camper und genossen die Morgensonne. Mit vollkommener Überzeugung schloss ich die Tür von außen, da ich verhindern wollte, dass so viele Fliegen in den Camper kamen…ups, Schlüssel war drinnen und auf sonderbare Weise verriegelte sich die Tür. Die Aufregung war kurz groß, aber zum Glück sind die Mädels der Familie Dohrmann, diejenigen, die nicht immer alles komplett verschließen, wie z.B. Flaschen (zum Ärgernis von Benni 😊). Aber dieses Mal sollte es unser Glück sein, denn wir hatten das Seitenfenster nicht ganz verschlossen, und so konnten wir es von außen öffnen und Matilda über das geöffnete Fenster in den Camper hieven. Welch Glück. Was ein Schlüsseldienst in Australien kosten würde, möchte ich gar nicht wissen.
#2 Ida fällt ins grey water
Am Ostersonntag kam bei uns nicht nur der Osterhase, sondern wir hatten auch ein Problem mit dem Abwasser des Campers. Essensreste verstopften den Abwasserschlauch und so kam das Wasser - ohne unser Wissen - aus dem Gulli in der Dusche wieder heraus. Ida musste später am Abend auf die Toilette und ging wie immer selbstständig ins Bad. Gleich hörten wir sie laut schreien.. Sie war mitten in das Abwasser gefallen und durch und durch nass. Die arme Maus… Aber wir mussten alle so herzlich lachen – bis auf Ida natürlich 😊
#3 Emu-Attacke
Als wir in den Grampians waren, machten wir zum Mittagessen ein Picknick. Ich bereitete alles vor und kam mit vollen Händen aus dem Camper um das Zubereitete zu den anderen zu bringen. In diesem Augenblick starte ein riesiges Emu auf mich zu – und oh mein Gott sind die groß und auch nicht so sympathisch - und ich gab mich kurzerhand geschlagen und stellte das Essen auf den Boden und sprang davon. Wem nicht klar ist, wie ein Emu aussieht.. bitte googlen. Riesig. 😊
Unser Leben im Camper
Das Camperleben hatte uns also voll und ganz vereinnahmt. Grundsätzlich ist zu sagen, dass wir eine gute Zeit im Camper hatten. Allerdings ist reisen im Camper (mit Kindern) nicht nur easy going, sondern phasenweise auch echt anstrengend und nervig. Matilda meinte mal:
„Es ist so schön, weil im Camper alles so nah beinander ist.“
Ja das stimmt, aber wie sehr hätten Benni und ich uns mal eine Tür gewünscht 😊 Privatsphäre, Auszeit oder guter Schlaf - weit gefehlt. Das setzte uns bzw. mir schon immer wieder zu. Gerade das Bett (das Brett vom Bett war ja kaputt) war grausam. So waren die Nächte für mich so anstrengend und ich glaube, ich habe jede Nacht, in der ich wegen Levi wach war, gedacht: „So aus die Maus, ich geh ins Hotel!“ Aber die Tage waren immer so gigantisch schön, sodass sie die Nächte immer wieder wett machten. Mein Problem war bzw. ist tatsächlich noch meine Rückbildung, die noch nicht abgeschlossen ist und wodurch das unebene Stehen des Campers und das kaputte Bett für meinen Rücken ziemlich ungut waren. Da halfen auch die leckeren Peanutbutter-Toasts mit Marmelade zum Frühstück nichts 😉 Ich glaub, in Deutschland würden wir das nicht essen, aber hier gehört es zum Programm (stimmt´s Mike 😊).
Es hat auch etwas gedauert, bis wir wirklich eine gute Struktur im Camper erarbeitet hatten in der auch wir Eltern happy waren. Denn gefühlt hatten unsere Kinder immer Hunger und wollten Essen oder mussten aufs Klo. 😊 Daher bekamen unsere Kinder gleich nach dem Aufstehen ein schnelles 1. Frühstück und wir packten zusammen und suchten einen schönen Ort fürs Herz und genossen das 2. Frühstück. Danach ging es eigentlich immer direkt in die Natur und Levi machte sein 1. Schläfchen.
Ihr seht hier immer wieder Puppen die zugedeckt sind... Das ist Idas Ding.. Ganz wichtig ist für sie, dass ihre Puppen immer eine Höhle haben. Also zugedeckt sind. Hier nur mal ein paar Fotos von den Positionen der Puppen... Es gibt unzählige :-)
Benni und ich führten regelmäßige Tatort Abende ein. Das war immer unser Cooldown... Nur gibt nun die Mediathek keine neuen Münsterer und Wiener Tatort mehr her.. mmhh.
Australien
Grundsätzlich leben in Australien relativ viele Menschen fest auf einem Campingplatz. Das hat mich nachhaltig noch beschäftigt… Ganze Familien auf engstem Raum… und wir beschweren uns über zu kleine Wohnungen oder Häuser. Auch Matilda bemerkte es und erkannte, wie viel Glück sie hat in einem Häuschen, wie unserem aufzuwachsen.
Innerhalb der vergangenen Wochen lernten wir die Tiervielfalt und natürlich die Landschaft von Australien kennen. Wir fütterten Kängurus und beobachteten Koalas. Beides total schöne Erlebnisse, nicht nur für die Kids. Gerade als wir an die Great Ocean Road kamen, begegneten uns unglaublich viele Kängurus.
Wer schon mal in Australien war, der kennt bestimmt die braunen Scenic-Route-Schilder, hinter denen sich tolle Aussichten oder Spots versprechen. Natürlich folgten wir auch diesen, komme was wolle. Auch wenn die Wege dorthin über Schotterpisten gingen und dies 10 zerschlagene Eier im Kühlschrank bedeutete, welche sich im gesamten Raum verteilten - traumhaft 😊
Ich glaube, wir kennen mittlerweile jeden Spielplatz in Australien. Tatsächlich gibt es ziemlich coole Spielplätze und die Kids forderten sie regelrecht ein. Was aber auch vollkommen ok war. Ich hätte nur nicht gedacht, dass ich mal so viel auf australischen Spielplätzen abhängen werde 😉
Nach vielen Kilometern durchs Hinterland mit einem Stopp in der Goldgräberstadt Bendigo (dort durften wir „echtes“ Gold schöpfen und die Goldmine bestaunen. Ein aufregendes Erlebnis für die Kids) kamen wir wieder an die Küste. Auch cool war unser Vulkanbesteigung und unser Höhlenbesuch.
Das Meer hatte uns wieder, wie schön. Die meisten Menschen denken, wenn sie an Australien denken, an die Strände und das Surfen. Anfangs hatten wir aufgrund unserer Routenänderung etwas gehadert, aber final war es eine tolle Tour. Besonders die rote Erde war beeindruckend, da wir diese ja so nicht kannten.
Nach ein paar Tagen an der Küste kam sie dann nun endlich: Die Great Ocean Road. Benni war schon ganz aufgeregt, ob er uns nicht zu viel versprochen hatte, aber er fand es vor 17 Jahren einfach zu schön. Und nein.. hatte er nicht. Da standen Sie da, die 12 Apostel. Welche ja eigentlich ein paar weniger sind. Die anderen sind bereits eingebrochen (oder waren nie da). Auch die anderen Stationen der Great Ocean Road waren sagenhaft schön. Ein Naturspektakel folgte dem Anderen:
Loch Ard Gorge
Bay of Islands
London Bridge
Gibson Steps.
Die Tour ging weiter Richtung Melbourne. Für alle, die die Landkarte nun aufmachen.. Wir starteten in Sydney und fuhren dann durchs Landesinnere zu den Grampians. Von dort über Mount Gambier an die Küste nach Cape Bridgewater und an der Great Ocean Road nach Melbourne. Die letzten Tage verbrachten wir ganz entspannt und machten nur noch wenige Kilometer.
Neuseeland – ja oder nein?
Die ganze Zeit über begleitete uns ein Thema: Sollen wir nach Neuseeland fliegen oder nicht? Dafür sprach ganz klar: Neuseeland! Traumland und unser eigentliches Reiseziel.
Dagegen sprachen mehrere Gründe:
In Neuseeland erwartete uns ebenso der Herbst, aber noch etwas kälter. Und was ist, wenn es nur regnet?
Das Camperleben, welches nicht immer easy going war. Sollten wir nicht doch lieber wieder in die Sonne und an den Strand, wo einfach alles einfach scheint?
Was ist, wenn die Heizung im Camper in Neuseeland ebenso grausam ist wie in Australien?
Nach langem Hin und Her buchten wir Neuseeland. Denn… den mutigen gehört die Welt 😊 Vorne weg, wir wurden nicht enttäuscht. Wir sind nun 5 Tage hier und der Camper ist der Wahnsinn, die Standheizung macht wirklich wohlig warm und die Sonne scheint. Wann in unserem Leben würden wir nochmal nur 3h nach Neuseeland fliegen… 😊 Alles richtig gemacht.
Erweiterte Reiseliste
Bevor ich nun noch abschließend von Melbourne berichte, würden wir gerne unsere Liste fortsetzen, was sich auf der Reise bewährt hat. Da hab ich nämlich einiges vergessen:
Best: Unsere homöopathische Reiseapotheke
Vorab-Downloads von Filmen, Musik und Serien
Die Babytrage und nicht den Kinderwagen mitzunehmen
Wolle-Seide Kleidung. Ich liebe sie einfach für die Kinder. Ich weiß, dass sie weder schwitzen noch frieren, wenn sie sie tragen
Die App Diarium. Eine ziemlich coole Tagebuch-App, in der nicht nur Text sondern auch Bilder easy eingefügt werden können.
So, nun aber zu Melbourne. 😊
Benni und ich haben lang überlegt.. welche Stadt ist nun schöner, Sydney oder Melbourne? Und ich bin zu dem Entschluss gekommen.. Ich möchte mich nicht entscheiden, denn beide Städte sind großartig.
Was die Stadt so toll macht? In Melbourne siehst du alte viktorianische Gebäude und dahinter einen mega Wolkenkratzer. Die Kontraste sind einfach enorm. Ebenso ist die Stadt kulinarisch fantastisch aufgestellt. Nenn mir ein Land und ich zeige dir das passende Restaurant dazu. Also wirklich.. es gibt alles und einfach unglaublich lecker. Gerade die Viertel Fitzroy oder Carlton sind wunderbare Adressen für viele alternative Cafés und Restaurants. Ich, als alte Münchener Kaffeetante, habe mich sofort in die Roof-Top-Bars der Stadt verliebt. Melbourne hat grundsätzlich sehr viele Wolkenkratzer und Hochhäuser und auf sehr vielen Dächern findet man die unterschiedlichsten Bars. Sau gut. Hier habe ich sogar endlich mal wieder den Geschmack von Aperol kosten dürfen (Ja Jan, endlich! 😊)
Abgesehen von der tollen Skyline und den Wolkenkratzern besticht Melbourne durch Street Art aller Art. Street Art ist in Melbourne sehr populär. Dazu passend eine kurze Anekdote von Ida: Als wir unser Zimmer im 14. Stock bezogen meinte Ida am Abend:
„Schaut mal, wie Weihnachten da draußen.“
Sie meinte, dass die Lichter der Hochhäuser wie ein Adventskalender aussahen. Und das stimmte auch 😊
Wir nutzen unsere letzten 5 Tage und erkundeten die Stadt und die Spielplätze. Gleich am ersten Tag lernten wir wieder eine reisende Familie (zufälligerweise aus Deutschland) kennen. Die Kinder verstanden sich von Anhieb an.
Da unsere Kleidung nun neuseelandtauglich sein musste und einzelne Kleidungsstücke langsam schon den Geist aufgeben, haben wir einen Shoppingtag eingelegt und uns alle neu eingekleidet. Also nicht neu eingekleidet, sondern eher ausgewechselt und erweitert. Die Waschmaschinen der letzten Monate sind nämlich mordsgefährlich… 😉
Das Schöne liegt im Detail
Eine schöne Erkenntnis auf der ganzen Reise in Australien inkl. Melbourne war, dass die Orte oder Situationen, die uns begegneten und augenscheinlich unschön, ätzend, nervig.. waren.. alle etwas Schönes mit sich brachten:
So gab es den Campingplatz im Nirgendwo, an dem wir euch - Luna und Valentina - versucht hatten zu erreichen. Der Platz war nicht besonders toll, aber hier hatten wir den schönsten Sternenhimmel. Ebenso in Melbourne hatten wir einen Regentag und alle waren irgendwie „durch“.. Dennoch packten wir die Kids ein um etwas im Park zu sausen. Und dort stand ein wunderbar klingender Straßenmusiker und erhellte uns den Tag. Ich könnte noch tausend Beispiele aufzählen von plötzlichen (Doppel)Regenbögen, tollen Menschen usw. usw. Man darf sich einfach nicht täuschen lassen, denn das Leben zeigt sich immer von der schönen Seite - wenn man sie sieht. Philosophie Ende. 😊
Aber hier sprechen Bilder wohl mehr als tausend Worte. Sehr schön wars mit dir,
Wir melden uns wieder, wenn wir die Nordinseln in Neuseeland verlassen und auf die wilde Südinsel düsen. Ich liebe dieses Land so sehr, ich kanns kaum in Worte fassen. 😊
Und zu guter Letzt.. ein Hoch auf unsere Kinder. Wir haben wirklich die besten Reisekinder, die ihr euch vorstellen könnt. Klar machen wir alles kindgerecht und stecken oft in unseren Vorstellungen zurück.. aber hey, wir sind hier und es funktioniert. Das ist doch fabelhaft.
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