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  • dohrmanndaniela

#8 Neuseeland - die Südinsel

Während die Nordinsel durch wärmere Temperaturen und eine hügelige Landschaft mit grünen Wiesen, Stränden, Thermalquellen, Vulkanen und die schöne Hauptstadt Wellington besticht, ist die Südinsel dennoch mit ihren Naturwundern etwas überwältigender und somit ein must have, wenn es um eine Reise nach Neuseeland geht.

Die Südinsel braucht kein Chichi oder irgendwelche Attraktionen, sie ist die Attraktion, allein indem sie ist. Steile Berglandschaften, Fjorde und traumhafte Seen.



Ebenso hatten es uns die coolen und süßen Städtchen im Süden angetan. Queenstown, Arrowtown und Wanaka. Einfach schön. Hier hatten wir auch vermehrt Kontakt mit Auswandererfamilien, was total spannend war. Aber dazu später mehr…


Wie ihr euch vielleicht erinnern könnt, starteten wir mit Magen-Darm auf der Südinsel. Tatsächlich zog sich das Unwohlsein noch etwas, aber irgendwann wars dann auch gut. In solchen Momenten habe ich das Bedürfnis, zuhause zu sein, aber tatsächlich auch nur dann.. Und es sollten noch mehr solche Momente in den kommenden zwei Wochen folgen…


Unsere Reise ging also von Picton an der Ostküste weiter Richtung Christchurch. Da wir die Strecke noch nicht kannten, war es besonders schön, Neues zu erkunden. Die Westseite blieb uns dagegen leider vollkommen verwehrt, da dort das Wetter durchgängig schlecht war. Dennoch bestaunten wir die Vielfalt, die sich Kilometer für Kilometer deutlich machte. Neuseeland ist ein Land mit tausend Gesichtern. Naturwunder über Naturwunder. Das Bezaubernde ist glaub ich auch, dass die Landschaften wie gezeichnet aussehen.


Kurz vor Christchurch entdeckten wir ein "Scenic-Schild" mit dem Vermerk „Seehundeschule“. Am Parkplatz angekommen, machten wir uns direkt auf den Weg. Er war felsig und wir mussten etwas klettern. Dazu kam der drohende Regen, der uns veranlasste etwas schneller zu gehen. Als wir ankamen, zeigten sich hunderte von Seehunden vor uns, welche auf den Felsen lagen und ihr Leben chillten. Das Wetter schlug um. Wind und Regen machten sich breit und wir sputeten uns, um in den Camper zu kommen. Für die Kinder war es ein mega Erlebnis so mit dem Wetter konfrontiert zu sein. Gerade noch vor der großen Regenflut erreichten wir den Camper und genossen bei Suppe und Tee den tobenden Regen draußen.



Entlang der „Inland Scenic Route“ kamen wir dann an den Lake Tekapo und an den Lake Pukaki. Zwei unglaublich schöne große Bergseen. Da man am Lake Pukaki frei stehen kann, nutzen wir die Gelegenheit und stellten uns mit dem Camper direkt an den See. Besonders beeindruckend war hier der Sternenhimmel. Durch die Höhe und die umgebene Dunkelheit (ohne große Städte in der Nähe) wirkte es so, als ob wir vollkommen umgeben wären von Sternen. Die vielen tausend kleine Sternchen und die so deutlich sichtbare Milchstraße waren einfach sagenhaft schön. Wir hätten ewig draußen stehen können. 😊 Ebenso geschah uns das ganz im Süden am Milford Sound.



Nach Lake Pukaki fuhren wir auf direktem Weg nach Queenstown und inhalierten diese zauberhafte Stadt. Der See, ein Flohmarkt, Live-Musik und diese omnipräsenten Berge. Die Sonne begleitete uns weiterhin, wobei die Wetteraussichten schlechter werden sollten. Aber wir hatten bis zum letzten Tag in Neuseeland Sonne - oh bin ich dankbar um dieses Geschenk.


In Queenstown lernten wir viele Auswanderer(-Familien) kennen. Wo denkt ihr? Na klar, auf dem Spielplatz. Die Spielplatz-Flatrate von Australien ging in Neuseeland weiter. 😊 Dort erfuhren wir auch, dass Queenstown neben Coromandel im Norden der most popular place für Auswanderer ist. So erzählte uns z. B. eine Holländerin, wie sehr sie das Mulikulti in der Stadt liebte und dass alle so offen wären. So erlebten wir die Stadt auch.


Ena, wir haben es tatsächlich geschafft, bis zum Milford Sound zu fahren. Wir dachten ja nicht, dass wir den langen Weg bis dorthin schaffen. Aber am Vatertag waren wir in der Fjordlandschaft. 😊 Allerdings mit ein paar Umständen...


Da die Fahrt zum Milford Sound recht lang dauerte, planten wir 4 Tage mit schrittweiser Annäherung ein. Nach der 1. Nacht kam dann das große „Hallo“. Wir hatten kurz nach Abfahrt einen break down auf dem Highway. Will heißen, dass im Camper Kontrollleuchten leuchteten, die es nicht zuließen weiter zu fahren. Konkret bedeutete das, dass wir 4h auf das Abschleppunternehmen warteten und einen Ersatzwagen bekamen und eine 2 tägige Camperpause hatten. Was jetzt so easy klingt, war es allerdings nicht ganz. Als klar war, dass wir nicht weiter fahren konnten und es sich nun um Ersatz gekümmert werden musste, meinte unser Ansprechpartner vor Ort:

„ Oh, that´s a problem.“

Als er dann erfuhr, dass wir 5 Personen und davon 2 Kinder und 1 Baby waren, meinte er sogleich:

„Ok, that´s a BIG problem.“

Wir nahmens zu Beginn mit Humor, nur als es dann an die 4h ging und wir wirklich nicht gut von unserem Vermieter informiert wurden, wie es weiter geht, wurde es mit 3 Kids am Straßenrand langsam uncool. Anna, die Dame vom Abschleppunternehmen, nahm sich unser an und meinte:

„Mensch, ihr seid aber echt cool für das, dass ihr nun so lange am Straßenrand standet.“

Wir klagten ihr unsere Gedanken bzw. unsere Unsicherheiten und kurzerhand rief sie bei unserem Vermieter an und meinte, dass wir unglaublich gestresst wären und total am Ende. Sogar, dass mir als stillende Mutter die Milch weg bliebe… ich saß daneben und konnte nicht glauben, was sie erzählte 😊 …aber es zeigte Wirkung, denn dann hatten wir Infos: während unser Camper in der Werkstatt war, bekamen wir einen Van für uns 5 und die Kosten für die Übernachtungen erstattet (und die Kosten für einen Tag Campermiete, wie wir später erfuhren).



Mit unserem coolen Ersatz-Van fuhren wir dann, wie geplant, am nächsten Tag für eine Schifffahrt zum Milford Sound. Für alle, die ihn nicht kennen, es ist ein mächtiger Fjord, der einfach unglaublich eindrucksvoll ist. Es war auch der Punkt unserer Reise, an dem wir die maximalste Distanz nach Zuhause hatten. Mein Bruder berechnete spaßeshalber die Entfernung von Haunstetten zu uns: Wir waren 18.172,28 km von zuhause entfernt. Matilda war zu witzig, denn sie meinte komplett kontextfrei:

„Mama, und wir fahren dann da unseren Müll hin, oder?“

Zunächst wusste ich nicht, was sie meinte, bis ich verstand, dass sie Müll-Fahrt-Sound verstanden hatte. Köstlich. 😊


Nach einem leckeren Vatertagsfrühstück im Mobile Home in Queenstown gings dann also los. Mit unserem Van - wir nannten ihn liebevoll Wilma - düsten wir bzw. rasten wir die Strecke bis zu unserem Schiffsanleger. Wir waren nämlich zu spät dran, da wir uns auf halber Strecke eine kurze Rast in einem netten Café gönnten.. leider trödelten wir zu lange und somit fuhr Benni mit gefühlten 180 Sachen das letzte Stück Straße entlang.. Wer schon da war, ihr wisst.. da kann man phasenweise nur 30km/h fahren. Zum Glück ist Benni so ein guter und sicherer Fahrer und wir hatten Wilma und nicht den Camper. Dennoch fluchte Benni regelmäßig vor sich hin… 😊 Unser Schiff legte um 13:15 Uhr ab und wir kamen um 13:13 Uhr am Schalter an. Die letzten 10 Minuten mussten wir mit den Kids sprinten, daher konnten wir kaum reden als wir ankamen. Der Captain, er war noch im Gespräch am Schalter, meinte nur:

„Take your time!“

Das ist halt Neuseeland. So wartete das Schiff auf uns und setze ein paar Minuten verspätet mit uns ab. 😊 Während der Fahrt auf dem Schiff fährt man an unzähligen Wasserfällen vorbei - und in zwei auch hinein. Das Highlight wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Allerdings hatte ich nur meinen Pulli und alle anderen Regenjacken.. Im Nachhinein wusste ich auch warum... 😊

Zusätzlich zu unserem Cruise auf dem Schiff, hatten wir auch ein Ticket für das Unterwasserobservatorium gekauft und bestaunten die Unterwasserwelt aus dem Trockenen.



Am selben Tag meinte Matilda noch, dass sie Zahnschmerzen hätte. Ich sah in ihren Mund und traute meinen Augen nicht. Da hing eine Gurke in einem riesigem Loch. Obwohl wir im Januar 2022 vor Abreise zum Check noch beim Zahnarzt waren und wir unsere Zahnpflege wie immer machten, hatte sich wohl Karies festgesetzt. So machten wir kurzerhand einen Zahnarzttermin in Queenstown aus. Der Zahnarzt erklärte, dass das Karies sich schon so weit an den Nerv gearbeitet hatte, dass er ihn am liebsten ziehen würde. Da er eine 50:50 Chance einräumte, dass es nach einer Kariesbeseitigung klappen könnte und Benni mit den anderen beiden im Camper war, entschied ich mich für eine Füllung. Dennoch bemerkte er, dass wir ihn bei Problemen noch in Neuseeland ziehen lassen sollten. Bähm, das saß erstmal..

Wir nahmen sofort Kontakt zu unserem Zahnarzt zu Hause auf, der uns gut begleitete und uns Dinge nochmal genauer erklären konnte. Er meinte, dass der Zahn möglicherweise von einer anderen Kinderzahnärztin zu Hause bereits verletzt worden war, da an diesem Zahn schon mal fälschlicherweise gearbeitet wurde.. ( Steffi, du weißt, wen ich meine) .. das saß auch..

Um die Geschichte abzukürzen.. Kurz vor Christchurch, von dort ging auch unser Flieger nach Bali, entwickelte sich eine Entzündung und die Kinderzahnärztin vor Ort zog Matilda den Zahn. Ohwe, gings mir schlecht. Es fühlte sich wie ein Verlust an und auch, dass es in Deutschland möglicherweise anders gelaufen wäre. Aber unser Zahnarzt und auch die neuseeländische Zahnärztin besänftigten mich und meinten, das wäre überall so gekommen. Dennoch wars ein ganz komisches Gefühl, vollkommen Fremde einen Eingriff an unserem Kind machen zu lassen. Da brauchte ich noch etwas Support… aber den hatte ich:

Meine liebe Moschi schenkte mir zum Abschied einen Satz von Briefen, für jeden Monat einen. So öffnete ich den Mai-Brief und passend dazu bekam ich aufbauende Worte, denn wer eine Reise macht, kann was erzählen… und es kann auch nicht immer alles gut laufen. (Danke Moschi 😊)



Matilda hingegen war eine megacoole Socke. Gemeinsam mit Benni spazierte sie in die Praxis, genoss eine Runde Lachgas und kam 30 Minuten später mit einer Schatztruhe mit Zahn und einem Eis aus der Praxis spaziert. Und tatsächlich, sie hatte vor Ort und auch im Nachhinein keine Schmerzen. Ich meinte auch zu ihr, dass ich da noch viel von ihr lernen kann. Wir waren sehr stolz auf sie. Ein paar Tage zuvor meinte sie noch:

„Jetzt habe ich in Neuseeland gar keinen Zahn verloren.“

Denn sie verlor ja in jedem Land einen Zahn.. Na, letztendlich wars dann doch so. So hat Matilda nun 5 Zähne verloren, in jedem Land einen 😊 Mein Papa meinte darauf hin, in wie viele Länder wir denn noch reisen wollen. Witzig 😊


Ich fasse zusammen:

Erkältung – check

Magen-Darm – check

Eingriffe – check

Verstauchungen/Rückenschmerzen – check

Eigentlich alles abgehakt, dann kanns also easy nun weitergehen. 😊


Zurück zu unserem Aufenthalt in Queenstown: Die Tage nach dem Zahnarztbesuch verbrachten wir ganz entspannt in der Region um Queenstown und fuhren in das wunderschöne Glenorchy, auch auf Spuren von „Der Herr der Ringe“. Ebenso führte uns der Weg nach Wanaka. Dort lernten wir Hildy und Guy mit Kindern kennen. Hildy - eigentlich Hildegard - kommt aus Deutschland und Guy ist Neuseeländer. Sie luden uns zu sich nach Hause ein und gemeinsam verbrachten wir einen schönen Nachmittag mit den Kids in einem neuseeländischen Zuhause. Auch ganz spannend.

Im Nachhinein würde ich mir wünschen, die Erde hätte sich aufgetan und mich verschluckt, denn Benni meinte am Abend dann zu mir:

„Du, Hildys Mann heißt fei Guy und du meintest immer „Hey Gay!“

Also hallo Schwuler… ohhhh wie peinlich. Aber Benni hätte mir das ja tatsächlich auch früher sagen können. 😊 War dennoch eine total nette Bekanntschaft für die Kids und uns.



Unsere letzten Tage in Neuseeland verbrachten wir, notgedrungen wegen der Zahnsache, in Christchurch. Nach viel Entspannung fuhren wir noch einen Tag in die Innenstadt von Christchurch, welche 2011 von einem Erdbeben der Stärke 6,3 nahezu völlig zerstört wurde. Tatsächlich ist die Stadt immer noch nicht ganz aufgebaut und man sieht die Folgen des Erdbebens weiterhin sehr deutlich. Dennoch haben sie vereinzelte Stadtteile schon ziemlich cool wieder aufgebaut und wir düsten mit der Tram durch die Innenstadt. Am Ende des Tages blieben wir einige Zeit am größten Spielplatz in Neuseeland. Wirklich cool. 😊



Langsam machte sich die Energie des Aufbruchs breit. Mein Herz schmerzte, dieses traumhafte Land erneut zu verlassen. Ich fühle mich einfach so verbunden. Jetzt haben wir ja die Erfahrung des Abbruchs und Neuanfangs mehrfach gemacht und es ist immer wieder erstaunlich, wie sich die neue Energie Tag für Tag mehr breit macht, sobald es näher rückt. Wir freuten uns vor allem auf das Essen in Bali. Denn Neuseeland und aber auch Australien sind ja kulinarisch nicht der Oberhammer. Nahezu ein Desaster. 😊


Bevor es aber los ging, hatten wir einen langen Flug mit langem Stopover vor uns. 3h nach Australien, 8h am Flughafen und dann nochmal 7h nach Bali. Am Flughafen kamen wir uns schon ähnlich wie Tom Hanks in "Terminal" vor: Ein Leben am Flughafen. Mit einem Essensstand waren wir schon best friends und bekamen lauter Geschenke und Discount. Die Mädels beeindruckten.. 😊



Insgesamt 9 Flüge seit unserem Aufbruch im Februar später, kamen wir an unserem 100. Reisetag nun in Bali an. Nach knapp 9 Wochen und ca. 6000 km im Camper freuten wir uns nun auch wirklich auf mehr Platz, Freiraum und T-Shirt-Wärme. Waren wir in Neuseeland noch eine Rarität als Tourist zu reisen, sind wir hier in Bali nur einer von wenigen. Back to reality würd ich sagen. Von der Einsamkeit ins Gewusel 😊


Fortsetzung folgt…


Ps: Aufmerksame Leser:Innenn werden feststellen, dass es nur einen Pulli von mir auf der Reise zu sehen gibt. Tatsächlich war es mein einziger Pulli, abgesehen von meinem Cardigan, den ich in Neuseelang getragen habe. Nun hat mich Benni rausoperiert und zum Glück brauche ich ihn in Bali nun nicht mehr. Ab in den Rucksack damit 😊

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