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  • dohrmanndaniela

#10 Vietnam- ein Land der Kontroversen

In den letzten Tagen in Neuseeland entstand die Idee, dass wir doch noch nach Vietnam fliegen könnten. Benni war voll on fire, ich hingegen war grundkritisch… warum, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht war es das große Unbekannte oder auch die vietnamesische Geschichte oder, dass unsere Kinderärztin meinte, dass es nicht die beste medizinische Versorgung gibt.. ich kann es nicht genau sagen, irgendwas hat unterbewusst in mir gearbeitet.


Vorne weg, so ganz von der Hand zu weisen war mein Gefühl nicht, denn die morgendliche oder abendliche Propagandadurchsage, nach welchen Regeln die/der Vietnamse*in zu leben hat und wie die/der Bürger*in dem Staat dienlich ist, ist schon sehr erschreckend. Thau, ein liebenswerter Vietnamese erzählte uns ganz staatstreu von der Ansage. Für uns Europäer sehr befremdlich.


Aber den Mutigen gehört die Welt und ich habe mich meiner Besorgnis gestellt und durfte feststellen, welch wunderbares aber manchmal auch für uns irritierendes Land Vietnam ist.


Wir starteten in Hanoi. Wenn man Hanoi in Google eingibt, kommen Attribute wie chaotisch, stressig, wuselig und wunderschön. Genau so wars. Wobei das ‚wunderschön‘ wirklich überwog. Es gibt wildere Städte als Hanoi 😊 Mir war sofort klar, dass mir hier weniger die Natur, sondern eher die Menschen ein Augenmerk sein werden. In Hanoi könntest du dich in ein Café setzen und Stunde um Stunde die Menschen beobachten. Könntest du, ja, aber nicht mit 3 Kindern. 😊 Dennoch fand ich Zeit, ein paar Schönheiten zu fotografieren. Was uns besonders gefiel, war, dass die Menschen trotz Tourismus ihrem täglichem Leben weiter gehen und sich ihr Leben auf der Straße abspielt.



Wir buchten für die Mädels ein Hotel, welches mit der Innenausstattung einem romantischen Schloss ähnelte. So kitschig, dass es schon wieder schön war. 😊 Châu, unsere Rezeptionistin, stellte sich als Goldschatz heraus. Durch Corona ist das Geschäft noch etwas reduziert, d.h. es gibt z.B. kein Frühstück. Dennoch besorgte uns Châu jeden Morgen 2 vietnamesische Suppen: Phở bò in vegetarisch für uns Erwachsene und Semmeln mit Butter und Marmelade für die Kids. Total nett.



Das „Schloss“ war architektonisch typisch für Hanoi: ein mehrstöckiges, schmales Haus. So könnt ihr euch vorstellen, dass in jedem Stockwerk maximal 2 Zimmer sind und das Gebäude dafür umso mehr Stockwerke hat. Hat auch seinen Charme. Manchmal entdeckt man noch Geheimtreppen oder mega verwinkelte Häuschen.


Hanoi hat seinen wunderbaren Kern im Old Quarter, der Altstadt von Hanoi. Diese besteht aus vielen vielen kleinen Straßen, in welchen man immer etwas anderes kaufen kann. So gibt es die Blumenstraße, die Bierstraße, die Marktstraße, die Straße in der es nur Küchenutensilien gibt oder die Straße voll mit Werkzeug. Um einen umfassenden Eindruck zu bekommen, fuhren wir mit der Rikscha durch die Altstadt. Mei, war das ein Spaß. Die Kinder haben es so gefeiert, dass wir mehrmals täglich fahren mussten. 😊 Aber zum Glück hält sich ja die Umrechnung von Euro und dem vietnamesischen Dong gut in Grenzen, sodass es Minibeträge sind, die eine Rikschafahrt kosten.



Ansonsten dominiert Hanoi mit abertausenden Cafés und Streetfood. Besonders lecker ist der Iced Coconut Coffee und der Egg Coffee. Coconut Coffee ist denke ich klar, einfach mit Kokosmilch.. aber der Egg Coffee ist eine typisch vietnamesische Leckerei.


Man nehme:

  • 1 rohes Ei

  • Honig

  • Espresso

  • Kondensmilch

Dann werden Honig, Ei und Kondensmilch vermengt und mit dem Mixer gequirlt, bis es schaumig ist. Zuerst wird der Espresso ins Glas geschüttet und dann die Eiermasse drauf verteilt. Klingt möglicherweise eklig, schmeckt aber super lecker und super süß!

Geschichtlich hat der Egg Coffee den Hintergrund, dass es wohl nach dem Krieg keine Milch mehr gab um leckeren Kaffee herzustellen. Da kam ein Mann auf die Idee, einen Schuss Kondensmilch mit Eiern zu vermengen. Aus der Not entstand also ein leckeres Rezept. Geht bestimmt auch super gut mit dem Thermomix. 😉



A pro pos Essen. Die Vietnamesen essen zum Frühstück gerne oder eigentlich meist Suppe. Konkret Phở bò oder Phở gà. Das ist eine Nudelsuppe mit Rindfleisch oder Hühnchen. Wir zogen die vegetarische Variante vor und müssen sagen, wir haben sie geliebt. Selbst die Kinder aßen die Suppe zu jeder (!!!) Tageszeit. Absolut lecker.



Ein echtes Erlebnis ist der Verkehr in Hanoi. Eigentlich nimmt man Tag und Nacht ein monotones Verkehrsrauschen wahr. Und natürlich nicht zu vergessen: ein kontinuierliches Hupen. Wir haben beobachtet und mögliche Ursachen gefunden:

  • Ich hupe, weil ich das größere, schnellere Fahrzeug habe und signalisiere, dass du gefälligst aus dem Weg gehen musst – gern auch penetrant hupend😊

  • Ich hupe, da ich dich kenne oder einfach nur um freundlich Hallo zu sagen

  • Ich hupe, da ich unter allen Umständen möchte, dass du mich siehst und ich Hallo sagen möchte. Egal ob du mit mir reden willst oder nicht.

  • Ich hupe, da ich dicke Eier habe und meine ich kanns.


Ansonsten stellte sich relativ bald die Frage, wie man über eine (große) Straße kommt. Nach etwas Beobachten, machten wir es wie die Einheimischen: Einfach drüber gehen. Wichtig ist, dass man nicht plötzlich das Tempo verändert, sondern immer gleichbleibend schnell über die Straße geht. So können die heranfahrenden Autos, Roller und Lastwägen dich als Hindernis einschätzen. Ganz wichtig bei den Kindern zu betonen:

DAS machen wir NICHT in Deutschland. 😊

Da sich uns viele Vietnamesen recht egozentrisch zeigten, ist der Straßenverkehr hier ein gutes Bild. Ich fahre, wann und wie ich will – und die Größe meines Gefährts es zulässt. 😊

Da viele uns mit einer gewissen Distanz begegneten, anders wie ein paar Wochen zuvor in Bali, mussten wir die Leute erst mal etwas kennen lernen und es war meist erst Liebe auf den 2. Blick.. oder keine Liebe.. aber dazu später. Wir beobachteten eher, dass viele Vietnamesen das Herzliche weniger auf der Zunge oder im Gesicht tragen.. aber vermutlich im Herzen 😊


Grundsätzlich waren die Menschen in Hanoi aber sehr lieb und in Châu haben wir eine echte Bereicherung für unsere Vietnamreise gefunden, da wir noch die restliche Zeit mit ihr in Kontakt waren. So meinte Châu eines Tages besorgt, es hatte in der Nacht zuvor geregnet, es wäre nun kalt draußen und wir sollen uns was anziehen.. Ich sah sie nur unglaubwürdig an und meinte, ob sie von 27 Grad spricht oder was genau kalt ist? Auch wenn das Thermometer 27 Grad anzeigt, sind es aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit oftmals 5-8 Grad wärmer.. an diesem Tag waren es also tatsächlich „kalte“ 27 Grad. 😉 Gerade die Hitze werde ich nicht vermissen, genau wie die Klimaanlagen.. ich wurde einfach nicht warm mit den damischen Geräten.



Natürlich gönnten wir uns in Hanoi direkt eine geile vietnamesische Massage. Und Marion, jetzt weiß ich was unser Stalker aus barfuß-Zeiten mit einer barfuß Massage meinte.. 😉 Die zierliche Vietnamesin stieg auf meinen Rücken und lief drauf rum… ziemlich cool.


In manchen Teilen von Vietnam mussten wir leider die Erfahrung machen, dass wir als Touristen ziemlich über den Tisch gezogen werden. Nicht freundlich und liebenswert wie in Bali oder auf den Seychellen, sondern gemein und dreist. Das hat uns phasenweise das Land etwas „abwerten“ lassen. Abwerten ist das falsche Wort, aber es verlor so unglaublich viel an Zauber… Aber dazu später mehr..


In Hanoi war es „nur“ ein Mann, der plötzlich kam und meine Schuhe kleben wollte. Benni riss mich auf die Seite und erklärte mir, dass die Leute kommen und behaupten, der Schuh sei kaputt und versorgen den Schuh direkt mit Kleber. In der Regel würdest du deinen Schuh dann ja ausziehen... Im Anschluss bekommst du deinen Schuh nicht mehr zurück, da sie wollen, dass du für ihre Klebeleistung bezahlst. Du zahlst quasi für deinen nie kaputt gewesenen Schuh. Dreist.


Wie auch schon in Bali waren die Kinder hier ein Highlight für die Vietnamesen. Aber auch hier zeigten sie sich manchmal ganz schön übergriffig. Schlafende Kinder tätscheln (eher zum Ärgernis von Benni und mir 😉), Kinder einfach anfassen und offen oder heimlich Fotos machen. So fragte Ida nach kurzer Zeit

„Warum fassen die mich alle an, Mama?“

Ja genau..warum eigentlich? So hatten wir gleich die Möglichkeit, mit ihr Grenzen setzen zu üben. Was fühlt sich gut an und was möchte ich nicht? Wie sage ich es, dass man mich auch hört?


Da Matildas Haare in Bali leider vom Pool einen satten Grünstich bekommen hatten, fragten wir unsere liebste Frisörin Kati, wie wir diesen wieder rausbekommen würden. Kati meinte daraufhin, dass Zitronensaft helfe oder eben die Komplementärfarbe rot: Ketchup, Erdbeeren.. Daher kauften wir eine Zitrone und bekamen Matildas Haare pünktlich zu unserem letzten Abend und dem Wasserpuppentheater wieder blond. Das Wasserpuppentheater war super cool. Alles war zwar auf Vietnamesisch, aber die Vorstellung war so liebevoll im Detail aufgebaut, sodass wir alle 5 den Inhalt (Leben in Vietnam und etwas Geschichte) gut verstanden. Wobei... Levi bleibt fraglich. Aber er saß 1h Stunde ganz aufmerksam dabei und beobachtete das Spektakel.



Während sich Hanoi als die Liebe auf den 2. Blick entpuppte, war unser 2. Stop im ländlichen Ninh Binh überfüllt an freundlichen und an uns interessierten Menschen. Dort hingen Kinder am Fenster, wenn wir vorbeifuhren oder eine alte Dame bekam sich gar nicht mehr ein, da wir 3 Kinder haben. Immer wieder meinte Sie: 2 Mädchen und 1 Junge 😊 Mit ihren tausend Zahnlücken (oder vielmehr 2 Zähnen) und ihrem alten verschrumpelten Gesicht war sie wirklich zu herzlich.


Grundsätzlich ist allerdings zu sagen, dass uns die vietnamesische (Un-)Freundlichkeit phasenweise ganz schön zu schaffen machte. Auf dem Land und auch in Hanoi war es wirklich nett. Menschen lachten uns an und zeigten sich offen. Allerdings zog sich das 3 Kinder – 2-Mädchen-und-1-Junge - Ding wie ein roter Faden durch die kommende Zeit. Was grundsätzlich als ice breaker voll super wäre, aber es geht eher darum, unsere Kinder anzufassen. So wurde Ida z.B. auf dem Weg auf ihren Platz im Flugzeug gefühlt von 20 Händen einfach betatscht. Wir schützen sie natürlich dementsprechend.

Mag es an der geschichtlichen Vergangenheit liegen oder an was auch immer.. wir haben den Eindruck, dass es vielen Vietnamesen sehr schwer fällt, emotionales Verhalten zu zeigen, daher entsteht oft der Eindruck, als ob sie – außer Kinder tatschen - kein Interesse an uns haben und auch nicht helfen wollen. Gefühlt sprechen super wenig Leute Englisch oder geben es vor es nicht zu tun. Es bleibt leider bis zum Schluss so, dass mir die fehlende Transparenz oft ein schlechtes Gefühl gibt. Wobei hier ganz klar die Region eine Rolle spielt. So war es schlussendlich zum Glück nur eine Region die uns zu schaffen machte, aber dazu später mehr…


Zurück nach Ninh Binh 😊 Dort bezogen wir ein absolut abgelegenes homestay, welches in einen Hügel gebaut wurde. Total idyllisch und entschleunigend. Perfekt nach dem wuseligen Hanoi. Wir mieteten uns Fahrräder und machten die Gegend unsicher. Es war ein herrliches Gefühl an den Reisfeldern, Tempeln und Bergen vorbei zu radeln.. die Temperatur war das andere. Puhh… aber ganz in der Früh oder ab 16 Uhr wars gut möglich. Dazwischen war eine lange Siesta angesagt. Da auch unser Gastgeber kein gutes Englisch sprach, kommunizierten wir viel über Google Translator. Wie es sich rausstellte, eine gute Methode… allerdings ist die Übersetzung oft ziemlich vogelwild. 😊



Schnell fanden wir unser Lokal für eine leckere Phở bò oder Phở gà. Tatsächlich ist es wie überall, dass in vielen Regionen manche Lokalitäten einfach noch nicht oder nicht mehr aufhaben. Corona ist oder dessen Auswirkungen sind an manchen Stellen einfach (immer noch) spürbar. In diesem Lokal lernten die Mädels auch mit Stäbchen zu essen. Sensationell, wie schnell sie es raus hatten. Keine Ahnung wie alt ich damals war, als ich es lernen dufte.. 28 😊 Nein.. ich denke ich war 8 oder 10 oder so. 😊 Ab dem Zeitpunkt wurde bei den Mädels Phở nur noch mit Stäbchen gegessen. 😊




Wir machten unterschiedliche Ausflüge. Mit einem Boot auf einem Fluss...



...oder mitunter auch auf den Hang Mua… 500 Stufen bergauf um eine tolle Aussicht zu genießen. Ida meinte vor dem Anstieg:

„Hoch die Kugel.“

😊 Zu witzig.. Auf Nachfrage was die Kugel wäre, meinte sie, unsere Körper. Zu geil. Mit der hohen Luftfeuchtigkeit war der Aufstieg gar nicht so ohne.. vor allem für Benni, der kurzzeitig Ida und Levi gleichzeitig trug. Aber der Blick hatte sich gelohnt.



In Ninh Binh zogen zwei weitere Komparsen bei uns ein: ‚Wurschtelsepp‘ und da ‚Grandlhuber‘. Wurschtelsepp war Levi, der mittlerweile so aktiv war, dass er überall ‚rumwurschtelt‘ und Ida war der ‚Grandlhuber‘.. der zur rechten Zeit einfach mal abgewaschen gehört. Dann fordert sie selbst eine Dusche ein, da der ‚Grandlhuber‘ wieder da ist 😊 zu cool. Aber man kann ja auch nicht immer nur gut drauf sein.


Wir verbrachten eine tolle und entspannte Zeit in Ninh Binh und inhalierten die tolle Natur und die Menschen, die uns umgaben. Manchmal kamen wir uns vor, als ob wir Tiere im Zoo wären, die man bestaunen muss.. 😊 Aber es war voll ok. Unser UNO-Spiel, welches wir seit 5 Monaten exzessiv spielen, wurde auch in Ninh Binh bespielt. Aber langsam kleben die Karten schon aneinander, da sie so grindig werden. Aber hier lieber noch ein paar Impressionen von Nin Binh:



Unser nächstes Ziel, die Halong Bay, rückte immer näher. Bereits bei der Buchung einer Unterkunft zeigte sich Halong allerdings sehr seltsam. Tatsächlich sagten uns, wohlgemerkt immer in der Nacht zuvor, insgesamt 3 Unterkünfte einfach ab. Da wir uns mit unserem Gastgeber in Ninh Binh sehr gut verstanden und er noch Kapazitäten frei hatte, gab er uns kurzerhand Obhut 😊 Aber letzendlich fanden wir doch noch eine passende Unterkunft für eine Nacht - dachten wir zumindest 😉

Der Taxifahrer kam am nächsten Tag. Meine Sensoren schlugen schon maximal aus, als ich ihn erblickte. Irgendwas machte mir ein ganz arges Gefühl… und ich sollte recht behalten. Abgesehen davon, dass diese Taxifahrt die Hölle auf Erden war, wurden wir kurz vor Halong in the middle of nowhere einfach aus dem Taxi bugsiert, mit der Ansage, wir sollen uns jetzt hier ein Taxi nehmen. Natürlich standen da zwielichtige Gestalten, welche vorgaben ein „Taxi“ zu sein. Aber nach der Reihe. Was machte diese Fahrt so unvergesslich für uns? War es der immerzu schreiende Fahrer, welcher entweder mit jemand schwerhörigem telefonierte oder sich lauthals mit den Menschen hinter uns unterhielt oder die Tatsache, dass der Fahrer wirklich gefühlt an jedem fu*** Ort anhielt um noch mehr Menschen in den Minibus zu packen.. Alle hatten natürlich noch Reissäcke dabei, sodass es immer enger und enger wurde. Der Regen ergoss sich bei Abfahrt wie aus Eimern über uns und so waren die einsteigenden Menschen dementsprechend nass. Dass wir mit Kindern am Eingang saßen, interessierte keinen. Zack und wieder voll nass geworden oder einen Reissack abbekommen. Geil wars. Englisch wurde sowieso nicht gesprochen, sodass ich nur übel angerempelt wurde, als Benni mit den Kids bei der Pinkelpause noch nicht zurück war, sondern den Kids noch was zu Essen kaufte. Auch geil.. Als wir dann ENDLICH auf eine schnellere Straße kamen, es waren bereits 2,5h rum und die angesagte Tour von 3 Stunden bis Halong war zu diesem Zeitpunkt erst zu 1/3 geschafft, gab der Fahrer ordentlich Gas und schnallte sich sogar an.. Wir alle hatten aber keinen Gurt. 😊 Vogelwild echt.. Gefühlt ging es dann zielgerichtet nach Halong.. bis er anhielt und uns signalisierte, dass wir nun aussteigen sollten. Vollkommen perplex stiegen wir aus, sicherten noch schnell unser Hab und Gut und standen dann mitten in der Sonne und versuchten eine neue Transportmöglichkeit zu bekommen. Vollkommen überteuert fuhr uns dann ein Mann, der zuvor das Taxischild vom Dach abnahm, nach Halong. Aber er fuhr langsam und sicher.. das war schon mal gut.

Wir mussten noch kurz zum ATM, da wir so viel Bargeld nicht mehr dabei hatten, da wir ja bis zum Hotel gebucht hatten. Als Benni aussteigen wollte, zog ihn der Fahrer zurück und meinte, er sollte warten. Just in dem Moment kam eine Polizeistreife und da bekam er wohl Schiss. Mein Gefühl wurde auch immer besorgter als Benni dann ausstieg. Schnell griff ich nach meinem Handy, um Benni ggf. meinen Standort zu senden, falls der Fahrer nun einfach losfahren würde. Aber das tat er glücklicherweise nicht. Er setzte uns dann final an unserem Hotel ab, nachdem er sich 1000x verfahren hatte, denn komisch.. ein Taxi war das natürlich nicht. Dass solche Situationen passieren, kennen wir aus unseren früheren Reisen…. Aber, dass manche Leute so dreist und gemein sind, wenn eine junge Familie unterwegs ist, ist schon allerhand. Ich denk mir nur:

Karma is a bitch

und daher bekommen die schon das, was ihnen zusteht schon noch zurück.

Auf alle Fälle waren wir dann im Hotel. Total desillusioniert was gerade geschehen war, checkten wir ein. Und Zack auch hier.. gleich erstmal Fotos von den Kids machen und sie antatschen wollen, obwohl wir Nein sagten. Natürlich waren wir dann gleich die liebsten Gäste für sie. Aber leider zeigte sich auch im weiteren Aufenthalt, dass die Herzlichkeit hier wohl keinen Einzug bekommen hatte. Wir fühlten uns unwohl und nicht willkommen. Dazu kam noch eine vietnamesische Familie, welche auch bei uns auf der Etage wohnte. Benni hatte sie sich als persönliche Endgegner auserkoren, da sie nachts suuuper laut waren, die Kinder immer wieder geklopft und am Gang rumgeschrien haben und 1000x Aufzug gefahren sind. Wohlgemerkt unser Zimmer war beim Aufzug 😊

So hatte jeder sein Thema.. ich, die sich nicht wohlfühlte, weil alle so gemein und reserviert waren und Benni, weil diese Familie ihn maßlos ärgerte. Der Strand in Halong ist schön.. das muss man sagen. Das war unser Highlight in dem Ort 😊



Naja, also, die Nacht war rum und wir saßen die Zeit noch ab, bis wir zu unserer Schifffahrt fahren konnten. Wegen der waren wir überhaupt nach Halong gekommen. Uns erwartete ein 3-Tages Cruise in der Halong Bay. Was by the way, eines der schönsten Dinge war, die wir jemals gemacht hatten.. aber dazu gleich mehr. 😊


Das Taxi kam also und fuhr uns zum Hafen.. dachten wir.. Aber auch hier ein Griff ins Klo. In Halong wirkte es wirklich so, dass man als Tourist total verachtet oder verarscht wird. So auch der Taxifahrer, der natürlich kein richtiges Taxi war - aber es war auch nicht wirklich zu erkennen, was ein richtiges Taxi war und was nicht. Um die Geschichte abzukürzen.. Er bestätigte den Ankunftsort und wusste dann aber nicht genau wohin wir mussten und wir hatten keinen Internetempfang, so konnten wir es ihm auch nicht sagen. Nach ewigem Suchen fanden wir das Ziel…. Und der Fahrtpreis wurde kurzerhand einfach nach oben gesetzt, denn er musste ja ewig mit uns suchen. Auch hier kein Englisch und keine wirkliche Kommunikation möglich..


Vollkommen entnervt und gefrustet kamen wir also am Pier zur Abfahrt des Schiffes an. Dann kam er endlich:

Der Gamechanger 😊

Wir checkten ein und warteten auf das kleine Boot, welches uns zum Schiff bringen würde. Da war er. Der nette vietnamesische Kellner, der freundlich fragte, wie es mir geht. Kurzerhand erzählte ich ihm in Kurzfassung was unsere letzten 1,5 Tage waren und wie deprimiert wir gerade waren. Er hatte nette klärende Worte für mich und meinte, ich soll mich nun auf dieses Naturspektakel freuen und alles hinter mich lassen. Wenn wir zurück kommen, wäre er da und würde fragen, wie es uns gefallen hat. Und genau so wars 😊


Das kleine Boot fuhr uns zum großen Schiff und von dort an hatten wir super schöne und entspannte Tage. Die Crew war unglaublich umsorgend, das Essen famos, unsere Kabine der Oberknaller und die anderen Passagiere ebenso sehr freundlich und für gute Gespräche zu haben. Es gab auch ein Angebote, welchen wir nachgingen. Matilda war dafür total zu begeistern. So machte ich morgens mit ihr Thai Chi, zwischendurch waren wir Kajaken, abends machten wir dann eine cooking class. Dort lernten wir die Zubereitung von Spring rolls oder Matilda ging mit Benni Angeln.



Benni und ich haben bislang ja schon viel auf Reisen gesehen, aber wir sind uns einig ( auch wenn es überhaupt nicht klimafreundlich ist), dass dieses Erlebnis eines der schönsten Dinge war, was wir je gemacht hatten. Aber seht selbst:




Nach 3 Tagen auf See kamen wir wieder am Pier an. Das bestellte Taxi wartete bereits auf uns, da unser Flug nach Da Nang noch am selben Tag gehen sollte. Die Fahrt gestaltete sich sehr entspannt.. bis mir irgendwann auffiel, dass dem Fahrer die Augen immer wieder zufielen. Ich dachte, ich seh nicht richtig.. Ab dem Zeitpunkt penetrierte ich ihn immer wieder mit:

„Are you ok?“

Oder sprach besonders laut mit Benni. Er merkte auch, dass ich ihn nicht mehr aus den Augen ließ und das trieb ihm wohl seinen Adrenalinspiegel nach oben, bis die Müdigkeit weg war. Vogelwild echt.

In Haiphong - dem Abflugflughafen - zeigten sich die Vietnamesen weiterhin sehr reserviert und unfreundlich oder tatschig und nahezu übergriffig. Zum Glück wirkte der Zauber vom Schiff noch… 😊


Als wir in Da Nang ankamen, wartete bereits unser Fahrer der neuen Unterkunft auf uns. Total nett, englischsprechend und einfach normal. 😊 Tatsächlich war die Energie in Da Nang und Hội An, wo wir letztendlich hinwollten, eine komplett andere, wie weiter nördlich in Halong und Haiphong. Hội An zeigte sich zauberhaft. Unsere AirBnB-Unterkunft lag in einem kleinen Fischerdörfchen nahe am Strand. Tolle Cafés und Restaurants umgaben uns und der Weg ins zauberhafte Hội An war auch nicht weit. Benni hatte seinen liebsten Kaffee gefunden und bat die Besitzerin kurzerhand, ihm zu erklären, wie sie ihn herstellt.



Die Menschen hier in der Region, also in Zentralvietnam sind sehr lieb und offen. Es macht Spaß sich mit ihnen auszutauschen. So erklärte uns eine total nette Cafébesitzerin was es mit dem 2 Mädchen und 1 Junge Ding auf sich hatte. Es ist leider wirklich so, dass es zentral wichtig ist einen Jungen zu haben. Mädchen zählen nicht wirklich, weil die ja dann zu den angeheirateten Männern gehen. Vogelwild.


Die kommenden Tage waren entspannt und geprägt von Strand gehen und einen Tag verbrachten wir in Hội An - der Stadt mit den tausenden an Lampions.

Am Strand lernten wir auch ein liebes Pärchen mit ihren 2 Jungs auch Holland kennen. Auch sie sind Langzeitreisende und haben tatsächlich ähnliche Erfahrungen wie wir mit den unterschiedlichen Regionen und der manchmal irritierenden Mentalität Vietnams gemacht. Das beruhigte uns etwas...



Hội An ist sagenhaft schön, vor allem wenn es dunkel ist. Wir bekamen den Tipp vor 16 Uhr anzukommen in Hội An anzukommen, da es sonst voll wird. So fuhren wir schon etwas früher dort hin und flanierten durch die noch leeren Straßen. Total schön wars. Während wir uns Lampions für zuhause aussuchten, durften sich die Kinder entscheiden, ob sie lieber ein Eis oder Zuckerwatte wollen, die wir gesehen haben. Es wurde die Zuckerwatte... das Ausmaß war mir vorher allerdings nicht ganz klar :-)



Wir flanierten weiter durch die Straßen und es wurde immer dunkler und immer voller. Benni verglich die Stimmung wie auf einem Volksfest. Die ganze Altstadt war in Bewegung. Reisebusse kamen angefahren und jeder wollte den Zauber der Lampion-Stadt sehen. Auch uns hat die Stadt total verzaubert und bleibende Erinnerungen gesetzt, an unserem letzten Abend in Vietnam.



Ja das war Vietnam. Ein Land der Kontroversen. Ein Land, welches unglaublich verzaubern aber auch abschrecken kann. Wunderschöne Natur und sau leckeres Essen. 😊


Auf dem Schiff merkten wir, wie viele wunderschöne Eindrücke, einzigartige Erlebnisse und tolle Momente wir in den letzten 5 Monaten gesammelt hatten. Unsere Herzen und Köpfe sind voll und angereichert, mit allem was uns umgab. Daher entschieden wir uns nun nach Hause zu fliegen. Wir sind zutiefst dankbar und demütig, dass wir diese tolle Reise mit unseren Kindern machen und ihnen diese wunderschöne Welt zeigen konnten. Die unterschiedlichen Kulturen, Sitten und Gebräuche. Düfte und unterschiedliches Essen. Verschiedene Sprachen und Traditionen. Alles was noch kommen würde, wäre nur noch hinterhergedrückt.


Wie heißt es in einer indianischen Weisheit so schön:

" Wir müssen von Zeit zu Zeit eine Rast einlegen und warten... , ... bis unsere Seelen uns wieder eingeholt haben."

Aber natürlich bluten unsere Reiseherzen, da eine großartige Zeit endete.. Aber wir freuen uns auch sehr auf zuhause und auf euch alle. 😊




Daher werden wir am

Mittwoch, 20. Juli 2022 um 07:05 Uhr

wieder deutschen Boden betreten. 😊

Wir werden noch „one night in Bangkok“ dran hängen 😉 und dann mit der Maschine aus Thailand landen. 11h Flug liegen noch vor uns, aber es geht über Nacht.. daher wird’s schon klappen 😊


Weil ich immer wieder gefragt werde, ob wir schon ein Resümee aussprechen können… Ja, wir würden diese Reise immer wieder machen. Es war eine tolle und intensive Zeit für uns alle. Gerne mit weniger Krankheitsfällen 😉 aber ansonsten einfach nur traumhaft schön. Und an der Fülle von Eindrücken, die wir haben, verblassen die paar Krankheitstage tatsächlich sehr.. denn es war einfach nur schön.

Wir bedanken uns sehr, dass ihr uns begleitet habt und wer weiß, was noch kommt 😊 Jetzt freuen wir uns erstmal auf fließendes Wasser aus dem Wasserhahn und etwas mehr Hygiene 😉


Und noch einen herzlichen Dank an alle, die wir auf der Reise kennenlernen durften und seither dem Blog folgen. Ihr wart Teil einer wunderbaren Erfahrung. So schön, euch kennen gelernt zu haben.


Wir sehen uns bald in Deutschland,


Von Herzen

Dany und Benni mit Matilda, Ida und Levi


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